Dielen ölen

Das Ölen von Dielen wird, ebenso wie das Wachsen, als „weiche“, nicht brechende Oberflächenbehandlung verstanden, bei der das Holz atmungsaktiv bleibt. Die Öle gibt es üblicherweise klar, was (vor allem ohne vorherige Laugenbehandlung) zu einem etwas dunkleren bis eher gelblichen Farbton des Holzes führt, und pigmentiert, was das Holz farbiger bzw. bei weißpigmentiertem Öl heller werden lässt. Ein Vorteil der Ölbehandlung ist, dass bei beiden Behandlungen – egal ob einzeln oder auch in Kombination – keine Feuchtigkeit in das Holz eindringen kann weil eine sehr starke Verbindung mit diesem Material eingegangen wird. Es kann nur durch erneutes Abschleifen wieder entfernt werden und nicht durch z.B. Wasser, was aber nicht (!) bedeutet, dass man nach dem alleinigen Ölen von Dielen den Boden feucht wischen könnte! Im Gegenteil: hiervon wird sogar dringendst abgeraten. Wer dennoch wegen der Hygiene darauf nicht verzichten möchte, ist mit einer Versiegelung/Lackierung unter Umständen besser beraten. Das Holz hingegen dankt eine Ölbehandlung sicherlich mit einer langen Lebensdauer und einem frischen Aussehen.

Die weiteren Vorteile sind hierbei neben der natürlich wirkenden, weichen Oberfläche, eine gewisse Unempfindlichkeit gegenüber Ausdehnung oder Zusammenziehen des Holzes (da dieses Material „lebt“ und „arbeitet“), die rutschhemmende Wirkung und die punktuellen Nach- oder Ausbesserungsmöglichkeiten. Gerade durch den letzten Punkt ergibt sich allerdings schon der erste Nachteil, denn der Dielenboden muss bei dieser Art der Behandlung in regelmäßigen Abständen komplett überarbeitet werden. Ein weiterer negativer Aspekt ist der bereits genannte geringe Schutz gegen Feuchtigkeit und Nässe, da eine Öl- oder Wachsoberfläche keine komplett geschlossene Schicht ergibt, sondern eine „offenporige Imprägnierung“ darstellt, durch welche das Holz noch immer „atmen“ kann. Die erwähnte positiv rutschhemmende Wirkung verursacht leider ohne Politur eine etwas stumpfe Optik und mit Politur ein höchstens seidig glänzendes Aussehen der Oberfläche. Und zuletzt sei noch erwähnt, dass sich innerhalb der aufgetragenen Ölschicht recht bald sichtbare Laufspuren abzeichnen – ein weiterer Grund, weshalb der komplette Boden regelmäßig mit dem Öl behandelt werden muss.

Es gibt drei verschiedene Arten oder Sorten Öl. Nicht aushärtendes Öl besteht aus natürlichen Ölen wie z.B. Leinöl, die einen Schutzfilm auf der Oberfläche bilden. Hierbei ist aber nur eine sehr geringe Protektion gegen Schmutz geboten, so dass bei der Verwendung eines nicht aushärtenden Öls meistens die anschließende Auftragung eines Wachses empfohlen wird. Übrigens ist auch eine Einfärbung des Dielenbodens durch die Verwendung von farbigem Holzöl möglich, doch diese Option will gut überlegt sein, da die offenporige Ölschicht (auch nach späterem Wachsen) nicht nur Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben kann, sondern selbiges auch mit Farbe oder z.B. Beize machen – sprich abfärben – kann; also beim Kauf gut über die Kompatibilität der Produkte mit dem jeweiligen Holz informieren. Die zweite Variante ist aushärtendes Öl, welches zusätzlich Kunstharze enthält. Um trotzdem flüssig genug zu bleiben, müssen diesen Ölen i.d.R. auch Lösemittel beigefügt werden, was dem Ganzen wiederum das Natürliche nimmt. Das Lösungsmittel erleichtert jedoch die Verarbeitung und verkürzt die Trocknungsphase – Geschmackssache, ob man es für diesen Vorteil dabeihaben möchte.

Die dritte Möglichkeit sind die Öl-Wachs-Systeme, welche eine Kombination aus Öl (Leinöl o.ä.), Wachs (z.B. Bienenwachs) und Lösemittel sind. Bei dieser Variation kann das Öl tief in die Holzporen einziehen, während das Wachs an der Oberfläche bleibt, wo es schmutz-/wasserabweisend und rutschhemmend wirkt. Achtung: egal für welche der drei Arten Sie sich entscheiden, achten Sie beim Kauf der Produkte zu Ihrer eigenen Sicherheit auf die Inhaltsstoffe und deren Unbedenklichkeit für Ihre Gesundheit – die Verbraucherzentrale gibt in diesen Fällen kostenlos Auskunft!

Vor dem Auftragen des Öles auf dem Dielenboden, sollte man das ausgewählte Produkt hinsichtlich eventuellen „Nachklebens“ mit einem Stück Restholz testen (natürlich möglichst das gleiche Material!). Einfach das Teststück laut der Gebrauchsanweisung behandeln und nach der entsprechenden Trocknungszeit mit einem Schuh betreten. Klebt anschließend nichts an der Sohle, kann das Produkt auch für die Dielen verwendet werden. Farbloses oder helles Öl wird für helle Hartholzböden (Eiche, Buche, Ahorn, Esche usw.) und Nadelhölzer, das dunklere bzw. naturfarbene Öl zumeist für z.B. Kirsche, Mahagoni, Teak, Keruing oder Merbau. Beim Treffen der richtigen Wahl werden die Fachkräfte im Holzhandel helfend zur Seite stehen – auch für Dielenböden aus Bambus.

Dielen ölen Arbeitsanleitung: Sollte der Boden zuvor gelaugt worden sein, so bedarf es einer ausreichenden Trocknungsphase. Es werden folgende Arbeitsmaterialien benötigt: ölbeständige, fusselfreie Rollen und Baumwoll-Lappen (keine Mikrofaser), ölbeständige Gummiwischer, Aufbringpads und der dazugehörige Padhalter. Per Hand ist die manuelle Grundölbehandlung bis zu einer Fläche von etwa 15qm zu empfehlen, bei allen Raummaßen darüber – und bei weißgeölter Eiche unabhängig von der Flächengröße – sollte immer eine Poliermaschine verwendet werden. Bei stark „aufsaugenden“ Holzarten wie z.B. Buche muss die Grundölbehandlung ggf. mehrmals durchgeführt werden. Kommt pigmentiertes, ökologisches Öl oder pigmentiertes Holzbodenöl zum Einsatz sollte immer darauf geachtet werden, dass es stets gut durchgemischt oder geschüttelt ist, da sich die Pigmente („Farbplättchen“) durch ihr Gewicht nach unten absetzen und ungleichmäßig verteilen können.

Das Öl muss nun z.B. mit einer Rolle gleichmäßig auf den Boden aufgetragen werden, wobei die Dosierung in etwa 400ml für 4-5qm beträgt; hierbei ist die Dosierungsanleitung genau zu beachten, da sie bei den einzelnen Herstellern unterschiedlich ausfällt. An den Stellen, die das Öl schnell aufgenommen haben, ist eine Nachbehandlung mit einer zweiten, dünnen Ölschicht notwendig. Nach weiteren ca. 15Minuten wird das Öl mittels Pad und Maschine in das Holz „einmassiert“. Ist das erfolgt, wird das überschüssige Öl mit dem Baumwoll-Lappen entfernt, wobei darauf geachtet werden sollte, dass auch wirklich alles abgewischt wurde, denn alles andere könnte nicht nur später als „Kleber“, sondern darüber hinaus sogar entzündlich wirken! Es folgen im Anschluss mind. 6Stunden Trocknungszeit. Erst danach können die Dielen mit Holzbodenöl oder Pflegeöl einer abschließenden Polierbehandlung unterzogen werden.

Ist der Dielenboden geölt, darf nicht vergessen werden, das benutzte Werkzeug zu reinigen, zu entsorgen oder luftdicht (!) zu verpacken. Allem voran die Lappen oder Tücher weil diese durch die Aufnahme des Öles leicht entzündlich geworden sind. Der komplett geölte Boden benötigt mindestens 1Tag Trocknungszeit um als fertig geölt und begehbar angesehen und behandelt werden zu können.

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