Nussbaumholz

(lat. juglans regia) Beim Nussbaum handelt es sich in der Sprache des Holzhandels um den Walnussbaum, korrekterweise (biologisch) auch als Echte Walnuss bzw. in der Umgangssprache verkürzt nur als Walnuss bezeichnet – die Haselnuss (korrekt – je nach Sorte – als „Gemeine Hasel“ oder „Lambertshasel“ bezeichnet) hat keine Bedeutung in der holzverarbeitenden Industrie, sodass sie an dieser Stelle bewusst zurückgesetzt wird.

Obwohl es sich bei der Walnuss um keine ursprünglich einheimische Baumart handelt (die allerdings bereits seit über 9.000 Jahren als Nahrungsquelle dient), sondern sie in römischer Zeit von den Griechen unter dem Namen „dios balanos“ („Eichel des Zeus“, woraus sich in mehreren Etappen der biologische Name entwickelte) nach Europa gelangte, aber erst von den Römern unter dem Namen „nux gallica“ (gallische Nuss, woraus erst Walchbaum, dann Welschbaum und letztlich Walnussbaum entstand) nach Deutschland importiert wurde – was auch durch archäologische Funde belegt ist – hat sie sich in unseren Breiten gut und sicher eingenistet und bis heute ihren Platz erfolgreich gefestigt und ausgebaut. Verbreitet ist sie heutzutage in Mitteleuropa bis höchstens 800m Meereshöhe bzw. in den Alpen 1.200m (da frostempfindlich), Nordamerika (mit Kalifornien als speziellem Anbaugebiet) und Vorderasien (z.B. Kirgistan).

Der sommergrüne Laubbaum mit dem ursprünglichen Namen „Persische Walnuss“ aus der Familie der Walnuss-Gewächse (Juglandaceae), welche aus acht Gattungen mit insgesamt etwa 60 Arten besteht (wobei man die Echte Walnuss mit über 20 weiteren Gattungen unter dem Namen „Walnüsse“ (Juglans) zusammenfasst), wird zwar in erster Linie wegen seiner Früchte bzw. Nüsse angebaut, doch sein hartes, mittelschweres bis schweres Holz zählt als Edelholz zu den wertvollsten Hölzern, die es gibt – was es zu einer guten Alternative für Tropenhölzer macht. In der Natur werden die Bäume etwa 15m bis max. 30m hoch und ca. 160 Jahre alt (gut geschützt und gezüchtet auch bis zu 400 und sehr selten 600Jahre), wobei die Wachstumsphase mit 60-80 Jahren endet. Mit 10-20 Jahren beginnen die Bäume – seltener Sträucher – Früchte zu tragen.

Nüsse stehen im allgemeinen kulturgeschichtlichen und symbolischen Sinn für Fruchtbarkeit. Und auch sonst spielen Walnüsse schon seit langer Zeit eine Wichtige symbolische Rolle: dem Volksglauben Österreichs nach sollen in einem Jahr mehr Jungen als Mädchen geboren werden, wenn der Walnussbaum in Juni voller unreifer Nüsse hängt. Auch über den Zeitpunkt der Hochzeit (von heiratsfähigen Mädchen werden Stöcke in die Kronen der Nussbäume geworfen und wenn sie nicht wieder herunterfallen heirate die Werferin noch im selben Jahr) und den Ausgang der Ehe (bei der Hochzeitsfeier werden vom Brautpaar Walnüsse unter die Gäste geworfen und sollen beim Aufprall einen möglichst hellen Klang erzeugen) gibt es abergläubische Rituale. Auch in der Kirche spielt die Walnuss eine große symbolische Rolle. Verarbeitet wird sie außer in der Nahrungsmittelindustrie übrigens noch in der Kosmetikbranche (Seife aus Nussöl, Nussextrakt als Tönungsmittel für die Haare, Schalengranulat für Peelings und Handwaschpasten), in der Lederverarbeitungsindustrie (Gerbmittel, das aus der unreifen Schalenhülle gewonnen wird), bei der Weinbrandherstellung (als „Alterungsmittel“) und z.B. als Extrakt im Bereich der Naturheilkunde gegen Durchfall, Hautgeschwüre, Wunden, Diabetes u.a. (weil ihr eine „antiseptische, wurmtreibende, tonische, blutreinigende und narbenbildende Wirkung“ zugeschrieben wird); alles aufzuzählen würde an dieser Stelle bei weitem den Rahmen sprengen.

Um an das wertvolle Holz heranzukommen, muss eine einmalig aufwändige und teure Methode angewendet werden, denn der Nussbaum wird nicht einfach nur gefällt, sondern ausgegraben (auch als „ausstocken”, “austopfen” oder “auskesseln” bezeichnet), damit man zusätzlich noch das edle Maserholz des unteren Stammteils und der Wurzelknolle – welche tief in die Erde hineinreicht – erhält; vor allem Stammabschnitte der Krone zeigen interessante Maserungen und sind sehr gefragt. Der besondere Wert des Holzes wird darin bestätigt, dass „Macken“ und Fehler wie z.B. Mondringe oder Kernschäle und Unregelmäßigkeiten innerhalb der Struktur in Kauf genommen werden und der Rohstoff trotzdem verarbeitet wird. Das Holz ist auffällig glatt (was sein Polieren besonders vereinfacht), sehr fest und zäh und dabei trotzdem elastischer bzw. biegsamer, druck- und biegefester als beispielsweise Eiche, weshalb es sich ausgezeichnet bearbeiten (messern, drehen, schälen, schnitzen, furnieren, beizen, polieren) lässt.

Beim Trocknungsvorgang, welcher sehr vorsichtig und langsam vonstatten gehen sollte, schwindet das Holz nur wenig. Je nach Standort und Herkunft zeigt sich das Holz der Walnuss in recht unterschiedlichen Farbvarianten: vom gängigen weißgrau bis gelbgrau des Splintholzes und graubraun bis rotbraun des Kernholzes ist von hellen, grauen über bräunlichen und dunkelbraunen bis hin zu den kaukasischen, fast schwarzen Farbtönen wohl alles vertreten. Das frisch geschnittene Holz weist einen eigenartig sauren Geruch auf, der bei den dunkleren Farbtönen stärker auftritt. Das Kernholz ist häufig wolkig oder streifig „verfärbt“ bzw. gemustert, wodurch sich eine geflammte, geriegelte oder gemaserte Oberfläche ergibt, welche ganz besonders hohe Preise z.B. für Autoarmaturen erzielt, wobei die Farbstreifen manchmal fast schwarz sind, die unter Lichteinfluss allerdings zurückgehen.

Zu seinen positiven Eigenschaften zählt, dass es nicht mehr arbeitet, wenn es einmal getrocknet ist und dass es splitterfest ist. Allerdings können beim Verleimen – bedingt durch einen hohen Gerbsäureanteil im Holz und Alkalien in vielen Klebstoffen und Leimen – Säureflecken entstehen, weshalb man beim Kauf die Inhaltsstoffe des Leimes beachten sollte. Bei Kontakt mit Eisen kommt es zu starker Korrosion und ausgeprägter blau-schwarz Verfärbung. Was die Haltbarkeit betrifft, belegt Nussholz einen sicheren Platz im Mittelfeld, da es für Schädlinge nach der Verarbeitung recht anfällig ist (zu „Lebzeiten“ allerdings erstaunlicherweise nicht!) und sich leider auch nur schlecht dagegen imprägnieren lässt. Das Einatmen des Holzstaubes beim Sägen o.ä. sollte bei Nussbaum möglichst vermieden werden, da sein Holzstaub als Asthma-Auslöser gesehen wird; es sollte also möglichst beim Verarbeiten des Holzes eine Atemschutzmaske getragen werden.

Verwendet wird das Holz seit der Renaissance als Massivholz wegen seines knappen Vorkommens (und weil kaum neue Bäume nachgepflanzt werden) lediglich für hochwertige, gestalterisch ausgefeilte und verzierte Gegenstände z.B. für Kleinmöbel verschiedener Stilrichtungen, insbesondere auch Kleiderschränke, Kästen und Truhen, da das gerbstoffreiche Holz den Inhalt vor Motten schützt. Besonders geeignet ist es außerdem für Gewehrschäfte, Intarsienarbeiten (z.B. Schachbretter), Weberschiffchen oder auch Musikinstrumente (z.B. Klaviere). Heutzutage wird – vor allem bei Möbeln, Wand- und Deckenverkleidung im Innenausbau – zunehmend auch (deck-)furniert. Außerdem entstehen Fußbodenbeläge wie Parkett und Laminat – wobei auch der Splint mitverarbeitet wird – und seltener Dielen (welche natürlich aus Massivholz sind) sowie Luxus-Innenausstattungen von Autos z.B. in Form eines Armaturenbrettes, das häufig aus Maserfurnier der Knollen hergestellt wird. Zumindest rein theoretisch liefert die Echte Walnuss auch ein hervorragendes Brennholz – doch das wäre eine absolute Verschwendung. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass die Echte Walnuss zum „Baum des Jahres 2008“ gewählt wurde um auf ihre vielen positiven Nutzeigenschaften – auch außerhalb der Gastronomie und Nahrungsmittelwirtschaft – aufmerksam zu machen, kann man wohl davon ausgehen, dass das Interesse an diesem vielfältigen Baum auch in Zukunft anhalten wird.

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